Lebensmittelverschwendung – muss das sein?

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Vorletzte Woche habe ich in meinem Beitrag über gramm.genau die Problematik der Verpackungsmüll- bzw. Plastikberge angesprochen. Neben dem enormen Verbrauch des Kunststoffs, gibt es aber noch eine weitere Herausforderung vor der unsere Gesellschaft steht und die wir kaum noch wahrnehmen: Lebensmittelverschwendung. In diesem Beitrag möchte ich diese Thematik deswegen einmal beleuchten, allerdings niemanden bekehren, sondern einfach zum kritischen Reflektieren  anregen.

11 Millionen Tonnen Lebensmittel landen jedes Jahr in Deutschland im Müll

Aber woran liegt das? Schmeißen wir wirklich so viel weg? Welche Lebensmittelreste sind uns gar nicht bewusst? Wir Verbraucher sind nur ein Teil des Problems, denn auch wenn wir auswärts essen gehen und sogar bereits in der Produktion werden Lebensmittel verschwendet. Zum Beispiel…

  • …werden Lebensmittel, die bei der landwirtschaftlichen Erzeugung nicht den optischen Ansprüchen ensprechen sofort aussortiert.
  • …sortiert der Handel leicht verderbliche, beschädigte oder auch Produkte bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist aus.
  • …zählen auch Essensreste dazu, die in Kantinen, an Buffets oder auch auf deinem Teller übrig bleiben und schlussendlich entsorgt werden.
  • …entfallen etwas 60% der Lebensmittel auf uns Verbraucher, also die Privathaushalte.

Lebensmittel im Wert von ca. 235€ landen pro Person jährlich im Müll

Doch WAS genau werfen wir denn so häufig weg und vor allem WARUM? Das WAS varriert natürlich von Haushalt zu Haushalt und hängt zudem von der Konstellation der Bewohner ab. Statistisch gesehen sind jedoch 1/3 der privaten Lebensmittelabfälle frisches Obst und Gemüse, gefolgt von Brot und Backwaren. Interessant dabei: die jüngere Generation schmeißt mehr Lebensmittel weg, als die Ältere. Für mich ein überraschendes Ergebnis, denn sind wir nicht die ernährungsbewusste, junge Generation, die es besser wissen müsste? Und damit kommen wir zum WARUM schmeißen wir Lebensmittel weg? Es gibt diverse Vermutungen, jedoch keine wissenschaftlichen Studien dazu, deswegen hier meine Vermutungen/Fakten, die ich mir jedoch nicht anmaße zu gewichten:

  • Das Überangebot in der heutigen Gesellschaft hat unsere Generation einfach verwöhnt und uns einen gewissen Teil der Wertschätzung von Lebensmitteln genommen. Alles ist immer und überall verfügbar, da schadet es doch nicht mal was wegzuwerfen? Natürlich tut es das!
  • Manche alten Weisheiten wie „man darf den Spinat nicht nochmal aufwärmen“ stammen aus der Zeit, in der es keine Kühlschränke gab und sind schlichtweg überholt. Wird das Spinatgericht schnell gekühlt, kann man es durchaus nochmal aufwärmen und essen.
  • Gewisse Empfehlungen, werden als starre Regeln verstanden oder einfach falsch aufgefasst. Das MINDESThaltbarkeitsdatum heißt aus gutem Grund so und nicht „Schmeiß mich weg Datum“.
  • Aus meiner Erfahrung heraus stelle ich außerdem die These auf, dass der ausschlaggebendste Punkt für private Lebensmittelabfälle schlichtweg eine schlechte Einkaufsplanung ist. Man neigt einfach dazu zu viel zu kaufen oder Lebensmittel die sich schlecht kombinieren lassen. So bleibt von dem einen oder anderen schließlich etwas übrig bleibt und im Müll landet.

Es ist glaube ich sehr schwer Lebensmittelabfälle komplett zu vermeiden, aber es gibt genug ethische, ökologische und auch wirtschaftliche Gründe es zu versuchen.

Lebensmittel zunächst einmal zu wertschätzen ist ein großer Schritt in die Richtung Lebensmittelabfälle zu reduzieren.

Um bewusster zu konsumieren und einen effizienteren Lebensmittelverbrauch zu fördern gibt es verschiedene Ansätze, also hier ein paar Tipps:

  • Plane deinen Einkauf besser! Du weißt, du bist nur noch 2 Tage zu Hause und dann erstmal für eine Woche nicht da? Dann kaufe dir kein ganzes Brot. Auch wenn du Hunger auf Blumenkohl hast, als Einzelperson isst du davon zwei Mal, also überlege dir, welches Gericht du noch zaubern könntest!
  • Wie gesagt, das Mindesthaltbarkeitsdatum ist nur ein Richtwert. Einmal dran schnuppern und kurz probieren, oder sogar nur angucken, ist ein besserer Weg die Verderblichkeit zu testen.
  • Schonmal von ‚Etepetete‘ oder ‚Zu Gut für die Tonne‘ gehört? Etepetete ist ein Lieferservice, der krummes Obst und Gemüse vertreibt, dass optisch nicht „gut genug“ für den Handel ist. Dabei ist es auch noch Bio! ‚Zu Gut für die Tonne‘ ist ein Traum von einer App für dich, wenn dir das Planen eben nicht so liegt. Tippe einfach ein, was du noch im Kühlschrank hast und die App schlägt dir ein leckeres Rezept vor.
  • Lerne dich besser einzuschätzen, wenn du dazu neigst, dass deine „Augen größer sind als dein Bauch“. Bestelle oder koche selbst lieber weniger, als dass hinterher etwas in der Tonne landet.

Last but not Least: Sei dir bewusst, dass du im absoluten Luxus lebst und eine so große, ständig verfügbare Fülle an Lebensmitteln keine Selbstverständlichkeit ist.

Alle genannten Statistiken basieren auf den Angaben des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Natürlich gibt es noch viele weitere Initiativen, die daran arbeiten die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. ‚Share your meal‘ ist beispielsweise ein Start-Up, dass den Handel in die Verantwortung nimmt und Gastronomien die Möglichkeit gibt Restware auf einer App für sehr wenig Geld den Verbrauchern anzubieten. So landen die letzten Brötchen oder die Reste Sushi nämlich eher im Magen, als im Abfall und das auch noch zu günstigen Preisen – win win!

Falls du mehr über Lebensmittelverschwendung erfahren möchtest oder weitere Projekte kennenlernen willst, dann schau mal bei der Initiative Lebensmittelwertschätzen vorbei. Initiiert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft macht sich diese Interessengemeinschaft dafür stark Lebensmittelabfälle bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren!

Viele Grüße

Deine Marie

PS: In diesem Kontext interessiert dich vielleicht auch das Thema Verpackungsmüll in der Lebensmittelindustrie. Schau doch mal vorbei!

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