Vegane Ersatzprodukte – notwendig oder nicht?

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Das Thema Vegane Ersatzprodukte begann vor allem in diesem Jahr stark zu polarisieren. Eine Welle von neuen Fleisch- & Milchersatzprodukten eroberte die Supermärkte. Erst kürzlich verkündete Mc Donalds, dass der Konzern seine eigene vegane Produktreihe, mit dem nicht allzu kreativen Namen McPlant, entwickelt. Das deutsche Unternehmen ‚Rügenwalder Mühle‘ erwirtschaftete im ersten Halbjahr 2020 das erste Mal in seiner Firmengeschichte mehr Umsatz mit fleischlosen Alternativen als mit herkömmlichen Fleischprodukten. In Zukunft möchte das Unternehmen sogar ganz auf die Vermarktung von veganen Produkten umsteigen! Oatly, ein populäres Unternehmen, das Hafermilch herstellt steigerte seinen Umsatz von 86€ Millionen im Jahr 2018 auf 139€ Millionen im Jahr 2019.

Die Nachfrage nach Veganen Produkten steigt

Immer mehr Menschen ernähren sich bewusster und somit auch vegetarisch oder vegan. Hinzu kommen die Auswirkungen der Pandemie, die in vielen Haushalten zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der eigenen Ernährung geführt hat. Eine Entwicklung, die z.B. die Rügenwalder Mühle durch die oben genannten Umsätze im ersten Halbjahr statistisch belegen kann. Aber wie es nun mal so ist, je mehr Aufmerksamkeit ein Thema erhält, desto mehr kritische Stimmen gibt es auch. Durch das immer größer werdende Angebot veganer Ersatzprodukte in Supermärkten, polarisieren ebendiese aktuell am Meisten.

Was versteht man eigentlich unter veganen Ersatzprodukten?

Es muss zwischen vegetarischen/veganen Produkten und vegetarischen/veganen Ersatzprodukten unterschieden werden.

Vegetarische …

…Produkte sind Lebensmittel, die in ihrer herkömmlichen Art keine Fleisch- oder Fischbestandteile beinhalten.

Bsp.: Gemüse, Obst, Käse, Joghurt, Nüsse, Kekse…

…Ersatzprodukte sind Fleischersatzprodukte, die das Produkt ‚Fleisch‘ (z.B. Hack, Geschnetzeltes, Würstchen) auf pflanzlicher Basis ersetzen sollen. Andere tierische Produkte wie Eier oder Milch können aber eine Zutat in diesen Produkten sein.

Bsp.: Fleischersatzprodukte, Fischersatzprodukte

Vegane…

…Produkte sind Lebensmittel, die in ihrer herkömmlichen Art keinerlei tierische Produkte enthalten. Dies inkludiert auch den Verzicht auf Eier, Milch, aber auch Honig oder Gelatine z.B..

Bsp.: Gemüse, Obst, Nüsse, Reis, Hülsenfrüchte, 

…Ersatzprodukte sind Produktimitate, die Fleisch- oder Milchprodukte imitieren sollen. Auf tierische Produkte wird auch hier komplett verzichtet.

Bsp.: Veganes Eis, Milch auf Sojabasis, Frischkäse auf Mandelbasis, Fleischpatties aus Erbsen und Hülsenfrüchten, Mandelmilch

Produktion Vegetarischer & veganer Fleischersatzprodukte in Deutschland (Q1 2018 -> Q1 2019 )

+ 37%*

Genau diese Unterscheidung ist häufig der Auslöser für einen der ersten Kritikpunkte, die in der Argumentation gegen vegane Ersatzprodukte verwendet wird.

1) „Wenn du doch vegan lebst, wieso willst du dann etwas essen was wie Milch oder Fleisch schmeckt?“

Hinter dieser Aussage steckt die falsche Annahme, dass alle Vegetarier/-innen oder Veganer/-innen Sich entsprechend ihrer Konzepte ernähren, weil ihnen die tierische Produkte nicht schmecken. Diese Begründung steckt tatsächlich äußerst selten hinter den Ernährungsformen. Viele haben Milchprodukte oder eben auch Fleisch früher sehr gern gegessen, aber sich aus ethischen Gründen gegen den weiteren Konsum entschieden. Gründe für den Veganismus/Vegetarismus sind häufig:

  • das Tierwohl
  • der Klimaschutz
  • die Gesundheit
  • gesellschaftlich, ethische Gründe, um z.B. Welthunger zu lindern

Nichtsdestotrotz lechzt der/die ein oder andere Veganer/-in eben doch mal nach einem Stück Käse, einer Bolognese mit Hackfleisch oder einem Würstchen. Die Ernährung wird ethisch vertretbarer, aber die Lust auf gewisse Lebensmittel, einen Geschmack oder ein ganz bestimmtes Produkt bleibt eben. Und genau diesen Bedarf versuchen immer mehr Unternehmen mit veganen Ersatzprodukten zu decken.

2) „Vegane Ersatzprodukte sind doch super ungesund und voller Zusatzstoffe?“

Das ist häufig keine ganz unberechtigte, aber eine zu pauschale Aussage. Selbstverständlich kann man ein Stück Fleisch nicht „mal eben“ durch EIN anderes Produkt ersetzen. Es wird viel experimentiert mit Zusammensetzungen aus Hülsenfrüchten, Soja, Tofu, Gemüse, Gewürzen und vielem mehr. Das Ziel ist es natürlich an das tierische Produkt, was die Haptik und den Geschmack angeht, so nah wie möglich heran zu kommen. Idealerweise wird dabei auch auf die Qualität der Inhaltsstoffe geachtet – ist aber tatsächlich nicht immer so. Es gibt große Unterschiede zwischen verschiedenen Produktarten und verschiedenen Herstellern. Während z.B. in einer Standard Mandelmilch in der Regel 4 Zutaten enthalten sind, gibt es auch Hersteller, die 8-10 Zutaten verwenden. Ein Blick auf die Zutatenliste lohnt sich. Vegane Ersatzprodukte sind also weder grundsätzlich gesund, noch grundsätzlich ungesund.

Kritische Gegenfrage, die dann doch aber wieder zu stellen ist: Was ist ungesünder, ein Gemüsepatty mit 25 Zutaten, von denen 2 leicht bedenklich sind oder ein Stück Schwein, dass ggf. mit Antibiotika und Plastikteilchen verfeinert ist?

3) „Vegane Ersatzprodukte sind viel zu überteuert, wie soll man sich das leisten?

Ja und nein. Es hängt stark davon ab wie viele Wettbewerber bereits auf dem Markt sind. Prinzipiell ist die Logik doch wie folgt. Das Angebot reagiert auf die Nachfrage. Steigt die Nachfrage nach veganen Ersatzprodukten, wird es auch mehr Angebot in diesem Bereich geben. Es kommen neue Player auf den Markt, ein Preiskampf entsteht und die Preise werden gedrückt. Ein gutes Beispiel dafür ist z.B. Mandelmilch. Früher gab es eine bekannte Marke in Deutschland, deren Mandelmilch circa 2,80€ kostet. Heute gibt es Mandelmilch in vielen Supermarktketten von ihren Eigenmarken für circa 1,75€. 

Grundsätzlich stimme ich dieser Kritik aber zu, kann sie aber aus Produzentensicht verstehen, da die Stückkosten sehr hoch sind. Aus Verbrauchersicht sind auch für mich vegane Ersatzprodukte ein Luxusgut, dass ich mir nicht immer gönne.

Auch hier ein kleiner Denkanstoß: Wenn du deine Kosten für Fleisch- und Milchprodukte summierst und gegen die Kosten deiner neuen veganen Ernährung (die zu 90% aus herkömmlichen Lebensmitteln und zu 10% aus veganen Ersatzprodukten besteht) gegenrechnest – welche Ernährungsform ist günstiger?

Fazit

Wie so häufig bei meinen Kolumnen, habe ich mich doch etwas in Rage geredet und möchte das Fazit sehr kurz halten. 

Ich persönlich kann den Wunsch nach veganen Ersatzprodukten sehr gut nachvollziehen und finde ihn auch keinerlei verwerflich. Auch das wachsende Angebot in diesem Bereich sehe ich positiv, zeigt es doch, dass immer mehr Menschen auf eine Ernährung mit weniger tierischen Produkten umsteigen. Weiterentwicklungspotenzial sehe auch ich überwiegend in der Produktentwicklung. Ein nicht im Datei aufgeführter Kritikpunkt ist natürlich auch, dass die Produkte teils nicht gut oder dem imitierten Produkt nicht ähnlich schmecken. Das sehe ich auch so, da ist denke ich häufig noch viel Spielraum nach oben. Mein Hauptkritikpunkt sind aber in der Tat die Inhaltsstoffe einiger Ersatzprodukte. Sehr häufig basieren vegane Ersatzprodukte nämlich auf Weizen – sind also NICHT glutenfrei. Darauf musst du unbedingt achten! Es gibt z.B. glutenfreies und glutenhaltiges Räuchertofu. Zwingend die Inhaltsstoffe lesen.

Abschließend möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass man viele vegane Ersatzprodukte auch kostengünstig und einfach zu Hause selbst machen kann! Einige Rezepte dafür findest du auf diesem Blog wie z.B. für den veganen Mozzarella auf dem Titelbild.

Falls du auch eine Meinung zu veganen Ersatzprodukten hast oder selbst vielleicht ein tolles Rezept kennst, freue mich über dein Feedback!

Liebe Grüße,

Deine Marie

Quelle:

*DeStatis (21.Juli 2020), https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/2020/PD20_30_p002.html

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