Zöliakie und Glutenunverträglichkeiten


Es gibt viele Fragezeichen, wenn es darum geht was Zöliakie eigentlich ist und wie sich die Krankheit von einer Glutenunverträglichkeit oder -allergie unterscheidet. Gibt es verschiedene Stufen von Zöliakie wie bei Diabetes? Wie diagnostiziert man Zöliakie? Was genau passiert, wenn man doch Gluten zu sich nimmt?
Ich habe versucht genau diesen Fragen auf den Grund zu gehen und sie Dir zu beantworten. Dabei habe ich mir zum einen die Stoffwechselkrankheit Zöliakie angeschaut, aber auch die Unverträglichkeiten. So viel vorweg, Beides ist nicht heilbar und nur durch eine strikt glutenfreie Diät therapierbar.

Zöliakie

Symptome

Die Symptome sind sehr individuell, was eine endgültige Diagnose häufig verzögert und erschwert. Dabei hängen die Symptome schwer von dem Fortschritt der unbehandelten Krankheit ab. Symptome können sein:

  • Gewichtsabnahme
  • Bauchschmerzen, Durchfall, Blähungen, Verstopfungen
  • Müdigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Migräneanfälle
  • Konzentrationsstörungen
  • Zahnschmelrzdefekte (bei Kindern)
  • und vieles mehr

Krankheitsbild

Zöliakie ist eine Autoimmun- bzw. Stoffwechselerkrankung, die zu einer Entzündung der Darmschleimhaut des Dünndarms führt. Normalerweise dient die Darmschleimhaut mit ihren Ausstülpungen (Zotten) dazu, Nährstoffe aus Nahrungsmitteln aufzunehmen. Bei Zöliakiebetroffenen wiederum reagiert der Körper auf das Klebereiweiß Gluten mit Antikörpern, was zu einer Rückbildung bzw. Abflachung der Zotten führt und eine Nährstoffaufnahme verhindert.

Diagnose

Um eine Zöliakie endgültig zu diagnostizeren werden zunächst die IgA Antikörper Gewebstransglutaminase oder gegen Endomysium  und Gesamt-IgA-Konzentration durch eine Blutuntersuchung bestimmt. Hinzu kommt ein großes Blutbild, dass unter anderem Kalzium, Folsäure und das Schilddrüsenhormon TSA und weitere Werte abbildet. Verfestigt sich durch diese Untersuchungen der Krankheitsverdacht wird eine Dünndarmbiopsie durchgeführt, bei der ein Stück Darmschleimhaut entnommen und untersucht wird.

Vorkommen

In Deutschland ist etwa jeder Hundertste Mensch von Zöliakie betroffen. Lediglich 10-20% zeigen jedoch typische Symptome, bei 80-90% bleibt die Zöliakie aufgrund von atypischen Symptomen unbekannt oder wird erst sehr spät diagnostiziert. Neurerkrankungen treten vorwiegen zwischen dem 1. und 8. Lebensjahr sowie zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr auf.

Good to know

  • Gluten ist in Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel, Einkorn, Emmer, Kamut und handelsüblichem Hafer enthalten.
  • Es gibt keine verschiedenen Stufen der Zöliakie im Sinne der Schwere der Krankheit, lediglich unterschiedliche Klassifikationen der Schädigungen der Darmschleimhaut. Trotzdem reagieren Zöliakiebetroffene unterschiedlich stark auf Spuren von Gluten, es schadet jedoch allen Betroffenen gleichermaßen.
  • Lange galt die Annahme, dass Zöliakiepatienten ein erhöhtes Krebsrisiko haben. Dies ist jedoch nur bei einer unbehandelten Zöliakie der Fall, bei dem die Darmzotten geschädigt sind. Patienten, die sich an eine glutenfreie Diät halten und bei denen sich die Zotten regeneriert haben gleicht sich das Krebsrisiko dem der Geamtbevölkerung an.

Glutensensitivität/ – allergie

Symptome

Neben Zöliakiebetroffenen, gibt es auch andere Menschen, die das Kleberweiweiß nicht gut vertragen. Dies kann entweder auf eine Weizenallergie oder eine Glutensensitivität zurückgeführt werden. Eine Glutensesnitivität äußert sich dabei häufig mit ähnlichen Symptomen wie die Zöliakie, häufig gibt es Beschwerden über Bauchschmerzen, chronische Müdigkeit und Kopfschmerzen. Die Weizenallergie löst allergietypisch Haut- und Atemwegsreaktionen aus. Dieses Krankheitsbild kann in Kombination mit Anstrengung im Schlimmsten Fall zum anaphylaktischen Schock führen.

Krankheitsbild

Die Glutensensitiviät ist das schwammigste Krankheitsbild der drei Versionen, da es im Prinzip dadurch verifiziert wird, dass es den Betroffenen durch eine glutenfreie Diät besser geht, aber keine Zöliakiespezifischen Werte nachgewiesen werden können. Glutensensitivität trifft vor allem Erwachsene.
Bei der Weizenallergie bilden sich spezifische Immunglobulin-E-Antikörper oder T-Lymphozyten, die sich gegen bestimmte Allergene im Weizen richten. Abhängig von Immunmechanismus und Allergen wird zwischen verschiedenen Weizenallergien unterschieden.

Diagnose

Bei der Glutensensitivität werden dieselben Indikatoren wie bei einer Zöliakie untersucht und danach regelmäßige Kontrollen während der glutenfreien Diät durchgeführt.
Die Weizenallergie wird mit einer Blutuntersuchung und einem Allergietest diagnostiziert.

Vorkommen

Es gibt tatsächlich keine eindeutigen Zahlen über das Vorkommen von Glutensensitivität und die Weizenallergie. Ersteres ist einfach sehr unspezifisch und von Zweiterem gibt es sehr viele unterschiedliche Formen. Einige Weizenallergien treten nur im Kindesalter auf und bilden sich dann wieder zurück, Andere treten bei Erwachsenen als Kreuzallergie z.B. mit einer Gräserallergie auf.

Good to know

  • Einige Wissenschaftler sprechen sich dafür aus, dass Unverträglichkeiten im Zusammenhang mit einem übermäßigen Konsums eines Nahrungsmittels (besonders im Kindesalter) in Zusammenhang stehen und warnen deswegen vor übermäßigem Weizenkonsum.
  • Bitte teste Dich nicht in Eigenregie selbst auf Gluten, indem du eine glutenfreie Diät ausprobierst. Lediglich unter ärztlicher Aufsicht kann sicher gestellt werden, dass sich dein Wohlbefinden tatsächlich durch den Verzicht von Gluten verbessert hat und nicht durch eine bewusstere Ernährungsweise allgemein.
  • Leider sind die medizinischen Vorgänge im Körper bei Glutenunverträglichkeiten deutlich anders als bei einer Laktoseintoleranz, weswegen es kein Mittel vergleichbar mit „Lactostop“gibt.

Es ist nicht ganz einfach eine eindeutige Diagnose zu stellen und auch um die Auslöser, neben den erblichen Faktoren, herrscht noch viel Unklarheit. Wenn Du dir unsicher bist, ob Gluten vielleicht Ursache für irgendeine Art von Beschwerden ist, dann wende Dich am Besten an einen Internisten in deiner Nähe.