Die Geschichte der Zöliakie


Heutzutage wissen immer mehr Menschen etwas mit dem Begriff ‚Gluten‘ anzufangen. Wenn man die Zöliakie dann als Glutenunverträglichkeit oder Allergie beschreibt, ist das zwar nur die halbe Wahrheit, aber für die Meisten verständlich. So war das nicht immer, denn erst Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wurde Zöliakie ausreichend identifiziert und der Zusammenhang mit dem Klebereiweiß ‚Gluten‘ ermittelt.

In dem Beitrag Zöliakie und Unverträglichkeiten habe ich bereits über die Symptome, Unterschiedliche Krankheitsbilder und die Behandlung berichtet. Heute geht es um die Entdeckung der Krankheit in ihren Einzelteilen.

Namensherkunft

Der Begriff Zöliakie leitet sich aus den altgriechischen Worten ‚Koilia‘ (Bauch) und ‚koilos‘ (Hohl) ab. In früheren Zeiten wurde das Krankheitsbild „bauchige Krankheit“ genannt.

Timeline Entdeckung der relevanten Bestandteile

2. Jahrhundert nach Christus

Damals wurde die bauchige Krankheit von Aretaios aus Kappadokien erwähnt.

1888

Im Jahre 1888 berichtet Samuel Gee von einer Verdauungsstörung, die sogenannte „coeliacaffection“, von denen häufig Kleinkinder betroffen waren.

 1950

Doch erst 1950 führte Wilhelm Karel Dicke die Symptome auf das Weizengliadin zurück. Bereits 1941 publizierte er erste Schriften in denen er die Verbesserung des Gesundheitszustandes von betroffenen Kleinkindern beschrieb. Durch die Mangelversorgung während des Krieges nahmen sie kaum Getreideprodukte zu sich. Damals wurde Zöliakie noch als ‚Gee-Herter Syndrom‘ betitelt.

1957

Schließlich leistete 1957 die erste weibliche Wissenschaftlerin ihren Beitrag zu der Erforschung der Zöliakie, die als Erste die Zottenatrophie, das Bflachen der Darmzotten, beschrieb.

1958

Nur ein Jahr später führte E. Berger die serologische Diagnostik ein, da er die Gliadin Antikörper nachweisen konnte.

1969

Erst gute 10 Jahre später wurden die Kriterien zur Diagnose der Zöliakie eingeführt von die Europäische Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung (ESPGHAN). Sie wudenen ‚Interlaken-Kriterien‘.

1997

1997 entdeckte man die tTG, die Gewebtrnsglutaminase als wichtiges Antigen für die Antikörper.

1980er

In diesem Jahrzehnt wurden die Endomysium-Antikörper als hochspezifischem serologischem Marker erkannt,

1990

Die Interlaken-Kriterien werden leicht revidiert und gelten seitdem jedoch als richtungsweisend.

Zusammensetzung Gluten

Gluten setzt sich aus den beiden Glutenbestandteile Gliadin und Glutenin zudammen und erält dadurch seine typische zähe Masse. Daher wird Gluten auch als „Klebereiweiß“ bezeichnet. Gluten wird nicht vollständig im Magen und oberen Dünndarm verdaut. Die Dünndarmschleimhaut nimmt die unverdauten Glutenbruckstücke/Glutenpeptide auf.

Prozesse im Darm

Normalerweise wird das Gluten im Dünndarm in seine Einzelbestandteile aufgesplittet und die Nährstoffe über die Dünndarmschleimhaut aufgenommen. Leidet man an Zöliakie reagiert der Körper auf diese Glutenbestandteile jedoch mit einer Abwehrreaktion, sodass sich die Dünndarmschleimhaut entzündet. Verbessert sich diese Entzündung nicht, weil man sich nicht an die glutenfreie Diät oder es nicht besser weiß, bilden sich die Ausstülpungen der Dünndarmschleimhaut, die Schleimhautzotten genannt werden, mit der Zeit zurück. Durch die Verringerung der Oberfläche der Darmschleimhaut können weniger Nährstoffe aus der Nahrung aufgenommen werden.

Ich persönlich war überrascht, dass die Krankheit in all ihren Einzelteilen tatsächlich erst seit so kurzer Zeit bekannt ist. Natürlich hoffe ich, dass auch weiter viel geforscht wird und wer weiß, vielleicht gibt es eines Tages wie gegen Laktose ein „Glutenstop“. Ich würde es mir wünschen.